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Projekt „Hand in Hand“ feiert zehnjährigen Geburtstag

Vor zehn Jahren, am 24. April 2013, startete das Projekt „Hand in Hand in Winsen (Aller)“ mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung in der Kindertagesstätte „Kleines Neues Land“. Ziel dieser Initiative war und ist es, das interkulturelle Miteinander mit Hilfe engagierter Ehrenamtlicher zu fördern. 

Eng hiermit verbunden ist das Anliegen, die Integration von Flüchtlingen und anderen Migrant*innen in unserer Gesellschaft zu erleichtern. So möchte man den Neuankömmlingen Grundkenntnisse der deutschen Sprache vermitteln, damit sie sich im hiesigen Alltag besser zurechtfinden. Hierzu gehört es auch, dass diese Menschen einen Einblick in die deutsche Kultur mit ihren Gebräuchen und Gewohnheiten erhalten. Ziel ist aber auch ihre Unterstützung bei der Bewältigung des oft kompliziert anmutenden Alltags. So werden Flüchtlinge bei Behördengängen und, so möglich, bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz und einer bezahlten Arbeit begleitet.

Initiatorin des Projekts war die Gemeinde Winsen (Aller), deren Integrationsbeauftragte, Könül Ibrahimova, schnell eine wachsende Zahl von Mitstreiterinnen und Mitstreitern gewinnen konnte. Nach drei Monaten waren dies sechs Personen, später bestand der feste Kern aus 18 Engagierten.

Während der Flüchtlingskrise 2015/2016 zählte man sogar mehr als dreißig Ehrenamtliche. Zwar sanken diese Werte während der Corona-Jahre infolge der Kontaktbeschränkungen; mittlerweile verzeichnet Frau Ibrahimova aber wieder eine positive Tendenz: Zurzeit betreuen acht Ehrenamtliche Geflüchtete aus der Ukraine, während fünf Personen herkunftsunabhängige Unterstützung anbieten.

In diesen Zahlen sind allerdings noch nicht jene Winserinnen und Winser mit eingerechnet, die sich schon 2015 um eine konkrete Familie gekümmert haben und diese bis heute begleiten. Aus diesem Kontakt sind mittlerweile oft enge persönliche Beziehungen geworden.

Heute werden im Rahmen von „Hand in Hand“ ganz verschiedene Leistungen erbracht. So betreut eine Ehrenamtliche z. B. das „interkulturelle Café“, das einmal wöchentlich stattfindet und bei dem Migrant*innen und Einheimische miteinander in den Austausch kommen können. Des Weiteren bietet das Projekt derzeit drei verschiedene Deutschkurse an.

Ein Ehrenamtlicher veranstaltet einen regelmäßigen Malkurs für Kinder und Erwachsene. Und eine weitere engagierte Person unterstützt Flüchtlinge bei Behördengängen, bei ärztlichen Terminen oder der Wohnungssuche.

Auch neue Ideen für das Projekt gibt es: So bereitet man derzeit ein Angebot vor, das vom Celler Landkreis gefördert wird. Es setzt sich zum Ziel, Frauen und Mädchen mithilfe von monatlichen Workshops zu stärken, z.B. gegen häusliche Gewalt. Auch soll ihnen das notwendige Selbstbewusstsein vermittelt werden, das es ihnen ermöglicht, trotz familiärer Beanspruchung berufliche Ziele zu verfolgen.

Wie viele Menschen im Verlauf des letzten Jahrzehnts über das Projekt Hilfe erfahren haben, kann Könül Ibrahimova nicht konkret sagen. Sie schätzt jedoch, dass es mehr als 1000 Menschen waren. Vor Kurzem feierte man den runden Geburtstag mit einer Veranstaltung in Meißendorf.

Dabei waren 22 Nationalitäten vertreten gewesen. „Das war ein schönes, buntes Fest“, so Frau Ibrahimova, „und was mich sehr gefreut hat, war: Die Teilnehmenden sprachen jeweils eigene Sprachen und unterschieden sich in ihrer Herkunft und ihrer Nationalität, aber hier in Winsen, da waren wir alle gleich und fühlten uns miteinander verbunden. Und das war von Beginn an unser Ziel – das Miteinander der Menschen in Winsen über alle kulturellen Grenzen hinweg zu fördern.“

Mit dem Projekt „Hand in Hand“ möchte man vor Ort auf die Herausforderungen reagieren, die infolge der globalen Migrationsbewegungen entstehen. Statt allein auf die Antworten „von oben“ zu warten, die die Bundes- und Landesregierung liefern, sollen hier in Winsen (Aller) erste Lösungen gefunden werden, die die Bedingungen in der Gemeinde berücksichtigen.

Möglich gemacht haben dies, so Frau Ibrahimova, die Unterstützung durch die Winser Gemeindeverwaltung und die Sach- und Geldspenden der Bürgerinnen und Bürger. Dank dieser Hilfe konnte man Bücher und Fahrräder verteilen. Und sie ermöglichte es, gemeinsame Veranstaltungen durchzuführen und Reisen zu unternehmen, immer mit dem Ziel, die Menschen zusammenzubringen.

In den vergangenen zehn Jahren hat das Projekt viele erfolgreiche Entwicklungen begleitet, wie z. B. wenn Neuankömmlinge, die anfangs die deutsche Sprache nicht beherrschten, sich dann aber mit großem Einsatz orientierten und beruflich qualifizierten. Es bereitet den Ehrenamtlichen große Freude, wenn diese Menschen heute eine feste Arbeit, die deutsche Staatsbürgerschaft und eine eigene Familie besitzen.

Gleichzeitig gab es auch Momente der Enttäuschung, wenn Flüchtlinge trotz aller Bemühungen abgeschoben wurden oder, um dies zu vermeiden, in großer Eile in ein anderes EU-Land wechselten.

Das Fazit, das Könül Ibrahimova nach zehn Jahren zieht, ist dennoch ausgesprochen positiv: „Die Brücke, die wir 2013 zwischen der in Winsen bereits vorhandenen Bevölkerung und den Migrant*innen bauen wollten, haben wir tatsächlich errichtet und weiter verstärkt.“

Dieses Ziel will man auch weiterhin verfolgen. Deswegen sind, so Frau Ibrahimova, Personen, die nun neu hinzukommen und sich für das Projekt „Hand in Hand“ engagieren wollen, sehr herzlich willkommen.

Interessierte können sich unter Tel. 05143 9888 – 68 oder unter der E-Mail-Adresse koenuel.ibrahimova(at)winsen-aller.de bei ihr melden.