Planungsunterlagen zu sechs möglichen Maßnahmen veröffentlicht
Hochwasserschutz in Winsen (Aller)
Seit einiger Zeit arbeitet die Hochwasserpartnerschaft (HWP) Aller an verschiedenen Ideen, um den Hochwasserschutz entlang der Aller zu verbessern. In diesem Rahmen sind sechs sogenannte „Maßnahmensteckbriefe“ entstanden, die Vorschläge für mögliche Schutzbauwerke im Gebiet unserer Gemeinde enthalten. Die Unterlagen wurden durch ein externes Ingenieurbüro im Auftrag der Partnerschaft erarbeitet und geben erste Einblicke in technische Überlegungen, Wirtschaftlichkeitsabschätzungen sowie denkbare Umsetzungsszenarien. Die Gemeinde stellt diese Planungsunterlagen nun zur Verfügung (siehe unten), um die Öffentlichkeit frühzeitig, ehrlich und sachlich über den aktuellen Stand zu informieren.
Die Rolle der Gemeinde in diesem Prozess
Die Gemeinde Winsen (Aller) ist Mitglied in der HWP Aller und begleitet deren Planungen aktiv. Die Gemeindeverwaltung hat keinen direkten Einfluss auf die Ausgestaltung der Pläne und stellt lediglich Informationen bereit. Die eigentliche Steuerung und fachliche Leitung liegen bei der HWP Aller sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der das Verfahren begleitet.
Einblick in die Planungsinhalte
Die sechs veröffentlichten Steckbriefe beschreiben mögliche Schutzmaßnahmen – Deiche und Flutmulden –, die bei Hochwasserlagen dazu beitragen könnten, Schäden zu verringern. Dabei ist ausdrücklich zu betonen, dass es sich um frühe Entwürfe handelt, die insbesondere technische Rahmenbedingungen, grobe Kostenschätzungen und notwendige Flächen berücksichtigen. Die Steckbriefe dienen als Diskussionsgrundlage und stellen noch keine verbindliche Grundlage für bauliche Maßnahmen dar. Auch geht die Gemeindeverwaltung davon aus, dass die Kosten der Maßnahmen tatsächlich um ein Vielfaches höher ausfallen werden.
Ein langer Weg bis zur möglichen Umsetzung
Bevor auch nur eine der vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden könnte, sind umfangreiche Verfahrensschritte notwendig. Dazu gehört ein entsprechendes Planfeststellungsverfahren pro Maßnahme, in dem vertiefte technische Planungen, umfassende Gutachten zur Umweltverträglichkeit, behördliche Genehmigungen sowie die Verfügbarkeit benötigter Grundstücke geregelt werden. Es kann zu erheblichen Verzögerungen kommen. In ungünstigen Fällen kann es – insbesondere bei Enteignungsverfahren – mehr als fünfzehn Jahre dauern, bis eine Maßnahme überhaupt baureif wird.
Gerade dieser letzte Punkt, die Grundstücksfrage, erweist sich häufig als besonders schwierig. Das zeigt sich etwa bei der für Thören vorgesehenen Maßnahme Nr. 15: Geplant ist dort eine rund 2,3 km lange Sicherheitslinie, die unmittelbar an bestehende Wohnbebauung heranreichen würde (siehe Karte). Die Umsetzung hängt also maßgeblich davon ab, ob sämtliche betroffenen Flächen verfügbar werden. In diesem Fall wäre eine beträchtliche Zahl von Flurstücken erforderlich. Ohne freiwillige Verkäufe wird sich der Bau nicht realisieren lassen. Es ist absehbar, dass sich Konflikte oder Abstimmungen über Jahre hinziehen können. Dieser Vorschlag steht daher – wie alle anderen Steckbriefe – unter deutlichem Vorbehalt.

Die sechs Projekte im Überblick
Um Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Winsen (Aller), einen transparenten Eindruck vom Planungsstand im Hochwasserschutz zu ermöglichen, stellen wir die sechs Maßnahmen im Folgenden dar. Die Links unter den aufgeführten Projekten ermöglichen es, die von der HWP Aller vorgelegten Maßnahmensteckbriefe und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen in voller Länge zu lesen.
Maßnahme Nr. 15: Sicherheitslinie Thören
Geplant ist ein 2,3 km langer und bis zu 1,5 m hoher Deich entlang der südlichen Grenze von Thören, nahe der bestehenden Bebauung. Die Kosten liegen bei etwa 2,7 Mio. €. Die HWP Aller hält das Projekt für wirtschaftlich sinnvoll, weist jedoch auf unsichere Flächenverfügbarkeit hin – mögliche Enteignungen könnten zu Verzögerungen führen (siehe oben).
Maßnahme Nr. 27: Sicherheitslinie Westohe Wochenendhäuser
Ein rund 1.250 m langer Ringdeich mit bis zu 2 m Höhe soll die Wochenendhaussiedlung in der Westohe umschließen. Die Kosten belaufen sich auf ca. 1,5 Mio. €. Trotz positiver Wirtschaftlichkeitsbewertung ist die Genehmigung fraglich, da negative Auswirkungen auf angrenzende Gemeinden möglich sind: Der Runddeich wird zu einer Stauung des Wassers führen, unter der die Orte am Oberlauf der Aller leiden würden.
Maßnahme Nr. 28: Sicherheitslinie Südohe Wochenendhäuser
Auch in der Südohe ist ein 1.500 m langer und bis zu 2 m hoher Ringdeich vorgesehen, mit Kosten von etwa 1,75 Mio. €. Auf Grundlage ihrer Kosten-Nutzen-Analyse stuft die HWP Aller die Wirtschaftlichkeit dieses Hochwasserschutzvorhabens als „wahrscheinlich“ ein. Die Maßnahme bietet einen wirkungsvollen Schutz vor Hochwasserschäden. Gleichzeitig bestehen jedoch Zweifel an ihrer Genehmigungsfähigkeit, da auch sie potenziell nachteilige Folgen für benachbarte Gemeinden haben wird.
Maßnahme Nr. 29: Flutmulde Südohe
Geplant ist eine 3 ha große Flutmulde auf einer stark bewachsenen Fläche nördlich der Siedlung. Die geschätzten Kosten von 1,2 Mio. € stehen laut HWP Aller in keinem angemessenen Verhältnis zum Schutzpotenzial. Aus Umweltperspektive wäre sie allenfalls als Ergänzung sinnvoll.
Maßnahme Nr. 30: Sicherheitslinie Südwinsen 1
Die Planung sieht einen 200 m langen Deich mit bis zu 1 m Höhe im Norden der Hornbosteler Straße vor. Die Baukosten liegen bei rund 205.000 €. Aufgrund des geringen Bauvolumens wird der Schutzwert als niedrig und die Maßnahme als unwirtschaftlich eingeschätzt; denkbar wäre allenfalls eine Nutzung als Ergänzungselement.
Maßnahmen Nr. 31: Sicherheitslinie Südwinsen 2
Entlang der nördlichen Bebauung von Südwinsen könnte ein 2.100 m langer und bis zu 2 m hoher Deich entstehen. Die veranschlagten Kosten betragen etwa 2,5 Mio. €. Die HWP Aller sieht einen hohen Nutzen und eine positive Wirtschaftlichkeit. Vor einer Umsetzung ist allerdings – wie in Thören – die Verfügbarkeit der benötigten Flächen zu prüfen.
Die Gemeinde wird fortlaufend neue Informationen zur Verfügung stellen, sobald sie vorliegen.
Kontakt:
Kevin Findeisen
Gemeinde Winsen (Aller)
Fachdienstleitung III.2 Tiefbau / Bauhof
E-Mail: Kevin.Findeisen(at)winsen-aller.de
Tel.: 05143 / 9888 - 52