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Winsen (Aller) 1945–2020. 75 Jahre Frieden

Teil 5: 1980–1989

Das Hochwasser von 1981

Immer wieder geschieht es, vor allem in den Winterhalbjahren, dass der Allerpegel enorm ansteigt. Wiesen und Äcker werden dann überflutet, die Keller der Menschen in den Überschwemmungsgebieten füllen sich mit Wasser.Eines der stärksten Hochwasserereignisse verzeichnet die Region im März 1981.

Weitflächige Niederschläge und eine kräftige Schneeschmelze bringen in der ersten Monatshälfte mehrere Harzer Talsperren zum Überlaufen. Das aus dem Mittelgebirge abfließende Wasser trifft im Gebiet des Celler Landkreises auf einen ohnehin hohen Grundwasserstand und erhebliche Luftfeuchtigkeit. All diese Faktoren lassen die Aller, aber auch Örtze, Fuhse, Aschau und andere Flüsse anschwellen.

All diese Faktoren lassen die Aller, aber auch Örtze, Fuhse, Aschau und andere Flüsse anschwellen. Seinen Höhepunkt erreicht das Hochwasser am 15. März, als der Pegel in Celle einen Wasserstand von 5,17 m erreicht. Noch höher stand die Aller nach dem Krieg nur 1946 mit 5,28 m. Den Ernst der Lage verdeutlicht der nachträgliche „Dank an die Helfer“, den Bürgermeister Lothar Hinsch am 26. März im Mitteilungsblatt veröffentlicht.

Dass die Schäden noch erträglich geblieben sind, sei „in ganz erheblichem Maße den vielen treuen Helfern zuzuschreiben, die über eine Woche unermüdlich an der Wasserfront tätig waren“.

Bild 1 & 2: Gemeindearchiv

Der Kulturkreis Winsen wird gegründet

Die Frauen und Männer, die im Juni 1984 den Kulturkreis Winsen (Aller) gründen, verfolgen ein klares Ziel: Man möchte das kulturelle Leben im Ort spürbar bereichern. Es soll nicht mehr zwingend notwendig sein, nach Celle oder gar in die Landeshauptstadt Hannover zu fahren, um ein gutes Konzert oder eine interessante Lesung genießen zu können.

Also stellt man vor Ort ein eigenes kulturelles Angebot zusammen. Die Gründungsmitglieder um Sonja Fröhling kommen zu einem Literaturkreis zusammen, der noch heute existiert. Sie bieten Vortragsabende und kleinere Ausstellungen an. Es bildet sich auch ein Theaterkreis, aus dem später das Winser Amateurtheater hervorgehen wird.

Als Veranstaltungsorte dienen z. B. die Pausenhallen der Realschule und der Schule am Krähenhof sowie der Leseraum der Tourist‑Information am Amtshof 4. Fahrten in die Staatsoper Hannover, zum Hamburger Thalia Theater und zum Lübecker Buddenbrookhaus gehören ebenso zum ambitionierten Programm wie Kaminabende im Keramikstudio von Joachim Köhler.

Seit 1985 lädt der Kulturkreis jährlich zu einer Jazzmatinee auf dem Winser Museumshof ein. Im Mozartjahr 1991 nutzt der Verein erstmals „Dat Groode Hus“ für eine Veranstaltung: Die Pianistin Erika Buhe gibt ein Konzert mit dem Titel „Ein Besuch bei der Familie Mozart“.

Bild 3 & 4: Winser Heimatverein e.V.

1979 gründen zehn Bürger den „Winser Heimatverein e.V.“. Die Mitglieder der in der Folge rasch wachsenden Vereinigung stellen sich die Aufgabe, bäuerliches Kulturgut und Brauchtum der Heimatregion zu sammeln und zu bewahren. Ihr erstes Projekt: In der Kahlenweide steht das älteste Winser Zweiständer-Hallenhaus, der Olvershof aus dem Jahr 1653. Große Substanzschäden bedrohen seinen Erhalt. Die Mitglieder des Heimatvereins wollen das Gebäude fachgerecht abtragen, es seinem ursprünglichen Zustand gemäß aufarbeiten und an geeigneter Stelle wiederaufbauen. Ein solcher Ort findet sich am Galgenberg, auf einer Fläche am Brauckmanns Kerkstieg. Die Forst- und Wiesengenossenschaft verpachtet das Grundstück 1980 an den Heimatverein.

Drei Jahre lang dauert es, bis der Olvershof schließlich an seiner neuen Adresse besichtigt werden kann. Am 16./17. Januar 1983 feiern der Verein und mehr als 1000 Besucher die Fertigstellung des Gebäudes, das als Keimzelle des heutigen Freilichtmuseums dient. Innerhalb weniger Monate kommen ein Treppenspeicher, eine Wagenremise und ein altes Backhaus hinzu. Gemeinsam stellen sie das Ensemble des Museumshofes dar, den die mittlerweile 250 Mitglieder des Heimatvereins und viele Ehrengäste am 23. Juni 1984 feierlich einweihen.

In den folgenden Jahren kommen weitere prägnante Häuser hinzu, z. B. das Kutschenhaus (1985), „Dat Groode Hus“ (1991) und der Kalandhof (2004). Heute bildet der Museumshof mit mehr als einem Dutzend historischer Fachwerkhäuser und einem vielfältigen Veranstaltungsangebot ein wichtiges kulturelles und touristisches Zentrum der Gemeinde.

Bild 5 & 6: Winser Heimatverein e.V.